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Tagebuch

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Tagebuch

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Tagebuch und Zauberbuch von Deren Brightmoore
Seite 1 – Ein neuer Anfang

Es fühlt sich so aufregend an, dieses Buch in den Händen zu halten! Mein erstes eigenes Zauberbuch – oder eher: mein Forschungstagebuch. Vater würde es vermutlich belächeln, wenn er das hört. Für ihn ist ein Zauberbuch etwas Heiliges, ein Werkzeug der Präzision, gefüllt mit perfekt strukturierten Formeln und Gleichungen. Aber für mich? Dieses Buch ist ein Abenteuer. Es ist die Karte, die meine Reise durch das Unbekannte festhält.


Datum: 20. Lichterfall 322 AE
Kupferhafen summt vor Energie – wortwörtlich! Vater hat mich in sein Labor gerufen, und selbst für seine Verhältnisse war er aufgeregt. Und warum? Magie. Richtig gehört, Magie! Sie kehrt zurück.

Seine Messgeräte überschlagen sich, die Resonanzen sind viel stärker, als er je zuvor gesehen hat, und das alles in einer Welt, die seit Jahrhunderten fast vollständig ohne Magie gelebt hat. Natürlich war er besorgt – typisch Vater. Aber ich? Ich konnte kaum stillsitzen, als er davon sprach.

Wenn Magie wirklich wieder in diese Welt strömt, dann stehen wir vor etwas Großem. Größer, als wir es uns je vorstellen konnten! Es ist, als hätte die Erde, die uns so lange nur ihre Schatten gezeigt hat, plötzlich das Licht ihrer Seele enthüllt. Und ich werde da draußen sein, um es zu sehen.


Datum: 21. Lichterfall 322 AE
Ich habe meine Entscheidung getroffen. Sobald mein Studiengang abgeschlossen ist – und das dauert nicht mehr lange! – werde ich nach Greenshire Vale aufbrechen.

Warum Greenshire? Ganz einfach: Es liegt weit genug entfernt von den großen Städten, aber nah genug an alten magischen Knotenpunkten, die in den Aufzeichnungen meines Vaters erwähnt werden. Außerdem hat die Landschaft etwas Ruhiges, Inspirierendes – genau der richtige Ort, um die Rückkehr der Magie zu spüren.

Ich habe bereits eine Liste zusammengestellt:

  • Tragbares Messgerät für astrale Resonanzen
  • Arkanograph für visuelle Analysen
  • Mein Notizbuch (dieses hier!)
  • Und, falls ich es schaffe: ein kleines Prototyp-Gerät, das magische Energie in kinetische Energie umwandeln kann.

Ich frage mich, was wir alles erreichen könnten, wenn die Magie wirklich zurückkehrt. Heilungsmagie, die Krankheiten ausrottet. Runengetriebene Maschinen, die die Arbeit erleichtern. Städte, die nie wieder unter Hunger leiden, weil Magie sie versorgt. Es ist ein neues Zeitalter, und ich will ein Teil davon sein.


Datum: 22. Lichterfall 322 AE
Ich habe gestern Abend lange mit Vater geredet. Er versucht, mich davon abzubringen, Greenshire zu besuchen. Er meint, es sei zu gefährlich, vor allem mit den jüngsten Entwicklungen.

Aber ich kann nicht hier sitzen und abwarten. Wenn die Welt sich verändert, dann möchte ich an vorderster Front stehen. Es ist nicht nur eine Frage der Wissenschaft – es ist eine Frage der Hoffnung.

Magie hat uns früher geholfen, so vieles zu erreichen, bevor sie verschwand. Sie war ein Werkzeug, ein Geschenk, und ich glaube, sie kann es wieder sein. Natürlich kann ich die Risiken nicht ignorieren – aber ohne Risiko gibt es auch keinen Fortschritt.

Vater hat schließlich zugestimmt, mich gehen zu lassen, auch wenn er alles andere als glücklich darüber ist. Ich weiß, dass er sich Sorgen macht. Aber ich werde vorsichtig sein – und wenn ich zurückkomme, werde ich ihm Ergebnisse bringen, die ihn hoffentlich stolz machen.


Datum: 23. Lichterfall 322 AE
Ich kann es kaum erwarten, loszulegen. Dieses Buch wird mein Begleiter auf dieser Reise sein – ein Zeugnis dessen, was ich finde, was ich lerne und was ich schaffe.

Magie ist zurück. Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein. Und ich, Deren Brightmoore, werde dafür sorgen, dass sie ein besserer Ort wird.

Endlich habe ich das Gefühl, wirklich einen Unterschied machen zu können.


Seite 28 – Der Tag, an dem die Erde brach

Datum: 14. Mondfall 322 AE

Ich weiß kaum, wie ich diese Worte schreiben soll. Meine Hände zittern immer noch, und mein Kopf versucht zu begreifen, was ich gerade miterlebt habe. Ich werde versuchen, alles so klar wie möglich festzuhalten, denn vielleicht wird eines Tages jemand diese Zeilen lesen und verstehen wollen, was geschah.

Ich war auf der Landstraße, kaum eine Stunde von der Grenze nach Greenshire entfernt. Es war ein sonniger Tag, die Luft angenehm und ruhig, bis plötzlich die Welt... aufhörte zu sein, wie ich sie kannte.

Es begann mit einem tiefen Grollen, wie ein schlafender Riese, der in der Tiefe erwacht. Noch bevor ich realisieren konnte, was geschah, begann die Erde zu beben – nicht wie die leichten Erschütterungen, die man manchmal spürt, sondern ein gewaltiges, unerbittliches Beben. Es warf mich buchstäblich von den Füßen.

Ich lag am Boden, unfähig aufzustehen, während der Boden unter mir tanzte, als ob er lebendig wäre. Einen Kilometer hinter mir hörte ich ein lautes Krachen – ich drehte mich um und sah, wie sich die Erde öffnete. Ein gigantischer Riss zog sich durch das Land, als hätten die Götter selbst das Land zerrissen. Es war der Weg, den ich gerade noch gegangen war.

Ich konnte kaum denken, geschweige denn handeln. Das Beben schien ewig anzudauern, aber irgendwann ließ es nach. Ich kroch auf die Knie und sah den Riss – er war riesig, unfassbar tief und zog sich, soweit ich sehen konnte, in Richtung Süden.

Meine erste Reaktion war, den Riss genauer zu untersuchen, aber noch bevor ich näher kommen konnte, hörte ich ein dröhnendes Rauschen. Meine Vermutung war richtig: Der Riss erreichte das Meer. Wasser strömte mit unglaublicher Geschwindigkeit hinein, ein gewaltiger Fluss, der das Schwemmland hinter mir überflutete. Ganze Felder und Wälder verschwanden unter der tosenden Flut.

Gerade als ich dachte, dass das Schlimmste vorbei sei, begann ein weiteres Beben – diesmal schwächer, aber seltsamer. Die Erde bewegte sich nicht mehr nur unter meinen Füßen, sondern ich sah, wie sich die Landschaft veränderte. Hügel erhoben sich dort, wo zuvor flaches Land war. Andere Bereiche versanken in der Erde. Ich sah, wie die Sonne auf meinem Schatten plötzlich ihren Standort änderte. Es war, als hätte die Welt beschlossen, ihr Gesicht völlig neu zu formen.

Als alles schließlich zur Ruhe kam, blieb ich lange stehen, den Blick auf die unvorstellbare Zerstörung gerichtet. Es war ein Wunder, dass ich noch lebte – die Straße, auf der ich lief, war einfach verschwunden, und hätte ich nur etwas länger gezögert, wäre ich wahrscheinlich mit ihr in die Tiefe gerissen worden.

Meine Gedanken wanderten sofort zu Vater. Was war in Kupferhafen geschehen? War er in Sicherheit? Waren die Menschen in der Stadt in Sicherheit? Dieses Beben war nicht lokal – das konnte ich spüren. Es war etwas Großes, etwas, das nicht nur Greenshire, sondern die ganze Welt verändert haben könnte.

Ich werde die nächste Siedlung aufsuchen, um herauszufinden, was hier passiert ist, und vor allem, welche Auswirkungen der Riss auf Greenshire Vale hatte. Doch zuerst muss ich begreifen, was ich selbst gesehen habe.

Die Magie kehrt zurück, daran habe ich nie gezweifelt. Aber jetzt frage ich mich: Zu welchem Preis?


Seite 34 – Ein neuer Sinn?

Datum: 18. Mondfall 322 AE

Etwas ist anders. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber ich fühle es. Ich fühle etwas.

Seit den Ereignissen auf der Straße nahe Greenshire habe ich das Gefühl, dass meine Wahrnehmung sich verändert hat. Es ist, als hätte ich einen neuen Sinn entwickelt – einen, den ich weder durch meine Augen sehen, noch durch meine Ohren hören kann. Es ist... übernatürlich.

Das erste Mal fiel es mir auf, als ich in der Nähe des Meeres entlangging. Die salzige Brise war dieselbe wie immer, aber da war dieses prickelnde Gefühl auf meiner Haut, als hätte die Luft selbst Leben. Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken, je näher ich dem Ufer kam. Zuerst dachte ich, es sei nur die kühle Luft oder die Anspannung der letzten Tage, aber das ist es nicht. Es fühlt sich an wie... wie eine Art Präsenz.

Ich habe es dann auch bei anderen Dingen bemerkt. Manche Gegenstände, die das Meer an Land gespült hat, rufen ein ähnliches Gefühl hervor, wenn ich sie berühre. Ein Stück Treibholz – völlig unauffällig – schien förmlich unter meinen Fingern zu summen, als hätte es eine Geschichte, die es mir erzählen wollte. Ein alter, verrosteter Nagel ließ mich schaudern, als ob darin etwas Altes, etwas Vergessenes schlummerte.

Ich frage mich, ob das Magie ist. Mein Vater sprach immer davon, dass die Rückkehr der Magie subtile, unvorhersehbare Auswirkungen haben könnte. Habe ich jetzt die Fähigkeit, sie zu fühlen? Spüre ich die astrale Energie, die durch die Luft fließt? Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich habe beschlossen, es zu testen.

Heute Abend werde ich etwas wagen, das ich nie für möglich gehalten hätte. Während meines Studiums lernte ich viele arkanologische Theorien und Formeln. Es gab einen Zauber, der mich besonders faszinierte – eine einfache Leuchtkugel, ein Grundzauber, den die meisten Novizen als ersten Schritt in die Magie lernen. Doch für mich war es damals unmöglich, ihn auszuführen. Die Magie war zu schwach, und meine eigene Verbindung zu ihr schien unzureichend.

Aber jetzt... jetzt habe ich das Gefühl, dass ich es könnte. Es ist, als ob die Magie mich umgibt, mich durchströmt, mich ruft. Vielleicht täusche ich mich, aber ich muss es wissen. Ich muss wissen, ob die Magie tatsächlich zurückgekehrt ist, und wenn ja, ob ich sie spüren – nein, nutzen kann.

Heute Abend, unter dem Sternenhimmel, werde ich es versuchen. Wenn ich scheitere, dann habe ich nichts verloren – außer vielleicht ein wenig Stolz. Aber wenn es funktioniert... wenn es funktioniert, dann könnte dies der Beginn von etwas Großem sein. Ein neuer Weg. Ein neues Verständnis. Eine neue Welt.

Ich werde berichten.

Tagebuch und Zauberbuch von Deren Brightmoore
Seite 35 – Das erste Licht

Datum: 19. Mondfall 322 AE

Es hat funktioniert! Ich kann es immer noch kaum glauben, aber gestern Abend habe ich tatsächlich Magie gewirkt. Nicht in Form von Formeln oder Thesen, sondern echte, greifbare Magie, die aus meinen Händen entsprang!

Ich stand unter dem klaren Sternenhimmel, die Worte des alten Zauberspruchs auf den Lippen, die ich vor Jahren im Studium gelernt hatte. Meine Stimme zitterte, als ich die arkane Formel rezitierte, aber ich ließ mich nicht beirren. Und dann – in einem Augenblick, der sich wie ein Herzschlag anfühlte – erstrahlte ein Licht in meiner Hand. Es war warm, aber nicht unangenehm, und leuchtete in einem sanften Goldton, der die Dunkelheit um mich herum durchbrach.

Fasziniert untersuchte ich dieses Licht. Es fühlte sich wie eine Verlängerung meines Willens an, als ob es ein Teil von mir war. Ich testete, ob ich es kontrollieren konnte, und stellte fest, dass ich die Intensität des Lichts verändern konnte – von einem sanften Glimmen bis zu einer hellen, strahlenden Kugel. Es war weder heiß noch kalt, und ich konnte es sogar mit einer Handbewegung über den Boden schweben lassen. Die Möglichkeiten, die ein so simpler Zauber bietet, sind unglaublich.

Doch ich blieb nicht bei diesem Licht stehen. Inspiriert von meinem Erfolg versuchte ich noch weitere kleine Zauber, die ich aus meinen Studien kannte. Einer davon war ein einfacher Heilzauber – nichts Großes, nur eine grundlegende Anwendung astraler Energie, um Wunden zu schließen. Zu meiner Freude funktionierte auch dieser. Zwar fühlte ich mich nach der Anwendung ein wenig erschöpft, doch die Tatsache, dass ich tatsächlich in der Lage war, jemanden – oder mich selbst – zu heilen, erfüllt mich mit Hoffnung.

Ein weiterer Zauber, den ich getestet habe, war zur Reparatur kleiner Gegenstände. Auf Reisen zerbricht schnell mal etwas, sei es ein Gürtel, ein Werkzeug oder ein Riemen an der Ausrüstung. Mithilfe astraler Kräfte konnte ich ein zerrissenes Stück Stoff wieder nahtlos verbinden. Solche Zauber mögen trivial erscheinen, aber ihr Nutzen ist enorm, besonders für die einfachen Leute.

Was könnte Magie alles für die Welt tun, wenn sie sich weiter ausbreitet? Was für Wunder könnten wir vollbringen, wenn wir die astralen Kräfte für das Wohl aller nutzen? Mit jedem Erfolg steigt meine Überzeugung, dass Magie eine neue Ära für uns einläuten könnte – eine Ära der Heilung, der Innovation und des Fortschritts.

Während ich forschte, erinnerte ich mich an eine Karte, die ich in der Akademie gesehen hatte. Laut dieser sollte eine Kleinstadt namens Garadas in der Nähe meines aktuellen Standorts liegen. Ich habe beschlossen, dorthin zu reisen. Vielleicht finde ich dort mehr Informationen über die allgemeine Lage oder treffe andere, die von den Veränderungen im Land betroffen sind. Zudem könnte ich sehen, ob meine Zauber in der Praxis hilfreich sind.

Ich bin voller Vorfreude – nicht nur wegen der Möglichkeiten, die vor mir liegen, sondern auch, weil ich endlich das Gefühl habe, dass ich Teil von etwas Größerem bin. Ich werde weiter schreiben, sobald ich in Garadas angekommen bin.

Tagebuch und Zauberbuch von Deren Brightmoore
Seite 42 – Garadas, die gespaltene Stadt

Datum: 25. Mondfall 322 AE

Garadas war anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Als ich die Hügel hinabstieg und die Stadt zum ersten Mal sah, traf mich der Anblick wie ein Schlag. Die Landschaft selbst schien entzweit – eine massive tektonische Platte hatte das Dorf buchstäblich durchtrennt. Die Hälfte der Gebäude war in die Höhe gehoben worden, während die andere Hälfte tiefer lag. Die Menschen nannten die oberen und unteren Viertel mittlerweile „Hoch-Garadas“ und „Tief-Garadas“.

Die Zerstörung war gewaltig. Viele Häuser waren unbewohnbar, Straßen unpassierbar, und die Menschen arbeiteten fieberhaft daran, alles wieder aufzubauen. Doch trotz des Chaos herrschte eine gewisse Entschlossenheit. Jeder half mit, wie er konnte, und ich beschloss, mich als magischer Heiler nützlich zu machen.

Bei meiner Arbeit begegnete ich einer faszinierenden Person: Dr. Ratia Fran, einer Vollblut-Elfe mit schokoladenbraunen Locken und einer runden Brille, die sie fast wie eine strenge Dozentin wirken ließ. Sie war Apothekerin aus dem Fischerdorf Jeven und verfügte über ein beeindruckendes Wissen in traditioneller Wundbehandlung. Obwohl sie eher ruppig und oft genervt wirkte, ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie sich mit aller Kraft um die Bedürftigen kümmerte.

Ich bewunderte ihre Fähigkeiten, aber ihre Haltung gegenüber meiner Heilungsmagie war... skeptisch, um es höflich zu sagen. Sie ließ sich zu Kommentaren wie „Ich glaube eher an Kräuter als an Zaubertricks“ hinreißen, doch in einer Stadt, die so viel durchgemacht hatte, schien sie pragmatisch genug, um meine Hilfe nicht abzulehnen. Gemeinsam versorgten wir viele Verletzte, und ich lernte viel von ihr – nicht nur über Heilkunst, sondern auch über die Stärke der Menschen (und Elfen), die sich trotz solcher Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen.

Während meiner Arbeit hörte ich zum ersten Mal von der sogenannten Flutgrippe. Es hieß, diese Krankheit befiel jene, die von der gewaltigen Flut erfasst wurden, aber das Unglück überlebten. Die Symptome waren besorgniserregend: hohes Fieber, Visionen, Alpträume und sogar unkontrollierte magische Phänomene. Dr. Fran erzählte mir von Patienten, die sie in Jeven behandelt hatte – viele von ihnen hatten auf einmal Kräfte entwickelt, die sie weder wollten noch kontrollieren konnten.

Ich begann, mir Fragen zu stellen. Warum habe ich Magie entwickelt, obwohl ich nicht direkt von der Flut erfasst wurde? Liegt die Quelle der Magie tatsächlich im Wasser, das aus den Tiefen des Risses kam? Oder ist es etwas Größeres, das diese Kräfte in uns freisetzt?

Die Verbindung zwischen der Flut und der Rückkehr der Magie scheint mir immer klarer, doch es bleibt unklar, wo genau der Ursprung liegt. Ich werde weiterhin untersuchen, was hier passiert – vielleicht finde ich in den Aufzeichnungen oder durch Gespräche mit Dr. Fran eine Antwort. Für jetzt bin ich einfach dankbar, dass ich helfen konnte.

Die nächsten Tage werde ich in Garadas verbringen, um meine Arbeit als Heiler fortzusetzen und mehr über die Auswirkungen der Flut zu lernen. Es ist ein seltsames Gefühl, mitten in dieser Katastrophe zu sein und dennoch Hoffnung zu sehen – in den Menschen, in der Magie und in der Möglichkeit, dass wir alle daraus etwas Besseres machen können.

Datum: 3. Nebellicht 322 AE

Dr. Fran hat sich auf den Weg gen Südwesten gemacht. Sie sagte, sie wolle nach Handor reisen – falls es überhaupt noch dort ist, wo wir es einst kannten. Meine eigenen Berechnungen deuten darauf hin, dass Handor eine der wenigen Städte sein könnte, die durch die tektonischen Verschiebungen nicht völlig zerstört wurde. Es ist ein zentraler Handelsbund; wenn die Landmassen sich gleichmäßig ausgebreitet haben, könnte Handor strategisch günstig positioniert sein. Dennoch ist nichts sicher. Die Berichte, die ich höre, sind zunehmend chaotischer, als hätte die Welt selbst den Verstand verloren.

Einige behaupten, dass wir tatsächlich das Ende der Welt erreicht haben. Es gibt Gerüchte über eine Ortschaft, die durch die Plattenverschiebung über den Rand hinausgeschoben wurde – sie soll nun zwischen den Sternen schweben. Ich weiß nicht, ob ich solchen Berichten Glauben schenken soll. Sie klingen wie Legenden, und doch scheint in dieser neuen Welt nichts mehr unmöglich.

In der Nähe von Greenshire Vale hörte ich von einem Wandersmann eine besonders faszinierende Geschichte: Die graue Sichel, die südliche Bergkette, wurde angeblich gespalten, und dabei wurde eine antike Höhle freigelegt – eine mit Ruinen darin. Allein der Gedanke daran, eine bisher unbekannte Stätte zu erforschen, lässt mein Herz schneller schlagen. Doch ich bin nicht der Einzige, der von dieser Entdeckung weiß. Goblins sollen sich bereits in den Ruinen niedergelassen haben. Ihr Interesse daran weckt viele Fragen. Was haben sie dort gefunden? Gibt es magische Relikte oder Artefakte?

Diese Ruinen könnten ein Fenster in die Vergangenheit sein, eine Gelegenheit, die verlorenen Geheimnisse der alten Völker zu lüften. Es ist bekannt, dass sie ein viel tieferes Verständnis von Magie hatten, als wir es je hatten – zumindest bis jetzt. Vielleicht finde ich dort Hinweise, warum die Magie plötzlich zurückkehrt und was sie für unsere Zukunft bedeutet.

Doch ich kann diese Reise nicht allein antreten. Die Goblins sind ein gefährliches Volk, vor allem, wenn sie um Territorium oder Schätze kämpfen. Ich werde eine Gruppe von Söldnern oder wandernden Abenteurern anheuern müssen. Mit etwas Glück finde ich einige, die über magische Fähigkeiten verfügen – oder vielleicht sogar ein Mitglied der Kinder Elowens. Diese Druiden faszinierten mich schon immer: Menschen und Elfen, die in Harmonie mit der Natur leben und Magie direkt aus ihr schöpfen. Wenn es wahr ist, dass sie die Kraft der Welt selbst nutzen können, könnte ihre Hilfe unbezahlbar sein.

Zunächst werde ich meine Nachforschungen fortsetzen und die besten Vorbereitungen treffen, bevor ich mich auf diese gefährliche Reise begebe. In einer Welt, die so zerrüttet ist, bietet jede Entdeckung nicht nur Antworten, sondern auch Hoffnung.

Notiz an mich selbst: Proviant für mindestens zwei Wochen mitnehmen, einen zuverlässigen Führer suchen und sicherstellen, dass ich genug Tinte und Papier habe – ich möchte alles festhalten, was ich in diesen Ruinen entdecke.

Tagebuch und Zauberbuch von Deren Brightmoore
Seite 56 – Der Weg nach Handor

Datum: 7. Nebellicht 322 AE

Ich habe mich einer Handelskarawane angeschlossen, die sich nach Handor aufmacht. Die Händler vertreiben Waren aus Greenshire Vale – alles, was die Flut verschont hat und sich noch zu Geld machen lässt. Obwohl die Karawane gut mit Wachen besetzt ist, fehlt mir noch immer die entscheidende Unterstützung für mein Vorhaben. Keiner der Söldner oder Wachen zeigte Interesse an der gefährlichen Erkundung der Ruinen. Es ist enttäuschend. Ohne kampferprobte Experten werde ich es kaum schaffen, die Goblins aus der Höhle zu vertreiben.

Die Reise selbst ist ruhig, zumindest bis jetzt. Die Landschaft hat sich so sehr verändert, dass selbst die erfahrenen Händler oft innehalten, um den Weg zu prüfen. Alte Orientierungspunkte sind verschwunden, Flüsse haben ihre Bahnen gewechselt, und in der Ferne sieht man Risse, die das Land durchziehen wie Narben.

Meine Gedanken jedoch kreisen unablässig um die Ruinen. Ich hoffe inständig, dass die Goblins nicht allzu große Schäden anrichten. Diese Stätte könnte eine unglaubliche Menge an Wissen über unsere Vorfahren bergen – Wissen, das nun durch unvorsichtige Hände für immer verloren gehen könnte. Ich sehe es vor meinem inneren Auge: zerbrochene Reliefs, verbrannte Pergamente, magische Artefakte, die achtlos geplündert oder zerstört werden.

Ich habe versucht, einige der Händler von der Bedeutung dieser Ruinen zu überzeugen, doch ihre Gesichter blieben leer. Für sie ist es ein Ort voller Gefahren, der besser unberührt bleibt. Vielleicht haben sie recht – aber ich kann nicht einfach zusehen, wie Jahrtausende an Geschichte in den Händen der Goblins zugrunde gehen.

Ich werde weiter versuchen, passende Gefährten zu finden. Vielleicht in Handor. Es ist eine Stadt voller Reisender, Abenteurer und Söldner. Dort werde ich bestimmt jemanden finden, der bereit ist, diese Herausforderung anzunehmen. Wenn nicht... nun, ich weiß nicht, was ich dann tun soll. Aber ich werde nicht aufgeben. Es gibt einfach zu viel zu verlieren.

Notiz: Nach Ankunft in Handor sofort eine Unterkunft suchen, um Zeit zu sparen. Händler befragen, ob sie jemanden kennen, der magiebegabt ist oder Erfahrungen mit Goblins hat.

Seite 62 – Begegnung im Wald

Datum: 10. Nebellicht 322 AE

Heute geschah etwas wahrlich Ungewöhnliches. Am frühen Morgen, während die Karawane noch ihre Sachen zusammenpackte, beschloss ich, einen kurzen Spaziergang durch den Wald zu machen, um meine Gedanken zu ordnen. Der Morgen war friedlich, bis ein plötzlicher Lärm meine Aufmerksamkeit auf sich zog: das Rauschen von Blättern, das Knacken von Ästen und schließlich ein dumpfes Geräusch, als etwas hinter mir auf dem Boden aufschlug.

Als ich mich umdrehte, fand ich einen kleinen Vogel, der offenbar durch die Baumkrone gefallen war. Er lag benommen und verletzt da, und es war deutlich, dass der Sturz nicht glimpflich verlaufen war. Sofort habe ich meine Heilmagie eingesetzt, um seine Wunden zu schließen. Das hat zumindest seinen Zustand stabilisiert, doch ich fürchte, dass er bleibende Schäden davongetragen hat.

Bei näherer Betrachtung entpuppte sich dieser Vogel als äußerst merkwürdige Kreatur. Sein Körper ist kugelrund und federleicht, fast wie ein Ball. Seine Flügel sind winzig, viel zu kurz, um flugtauglich zu sein, und seine kleinen Krallen eignen sich kaum, um zu klettern oder sich anderweitig fortzubewegen. Dennoch muss er aus der Baumkrone gefallen sein – wie er dort hinaufgekommen ist, bleibt ein Rätsel.

Am bemerkenswertesten ist jedoch sein Verhalten. Er scheint kaum Angst vor Menschen zu haben, doch seine geistigen Fähigkeiten sind... gelinde gesagt begrenzt. Trotz aller Versuche, mit ihm zu kommunizieren, scheint er unfähig zu komplexeren Gedanken oder Reaktionen. Um genaueres zu erfahren, wagte ich es, einen neuen Zauber zu verwenden, mit dem ich die Sprache von Tieren verstehen können sollte. Aber alles, was ich aus dem kleinen Vogel herausholen konnte, war ein ständiges, eintöniges „Doooodooooo“.

Ob mein Zauber misslungen ist oder ob dies tatsächlich die einzige „Botschaft“ ist, die der kleine Kerl übermitteln kann, weiß ich nicht. Was ich allerdings weiß, ist, dass dieser Vogel, den ich nun „Dodo“ genannt habe, auf mich angewiesen ist. Er hat keine erkennbaren Überlebensfähigkeiten, und ich wage zu bezweifeln, dass er ohne Unterstützung lange überleben würde.

Es ist eigenartig – so zerbrechlich, unbeholfen und scheinbar hilflos er ist, spüre ich dennoch eine seltsame Verbindung zu diesem kleinen Geschöpf. Vielleicht erinnert er mich daran, dass selbst in einer Welt voller Chaos und Katastrophen die Schwächsten unsere Fürsorge und Aufmerksamkeit verdienen.

Für jetzt ist er also bei mir. Mal sehen, wie lange dieser kleine „Franz“ an meiner Seite bleibt, bevor er sich wieder selbstständig in ein neues Abenteuer stürzt – oder sich in eine weitere unglückliche Lage bringt.

 

Tagebuch und Zauberbuch von Deren Brightmoore
Seite 63 – Ein Funken Hoffnung

Datum: 11. Nebellicht 322 AE

Ich hatte mein Vorhaben, die Ruinen zu besuchen, beinahe aufgegeben. Der Weg dorthin weicht vom Pfad der Karawane ab, und ohne Unterstützung schien das Unterfangen zu gefährlich. Die Händler machten an einer Wegkreuzung jedoch ein letztes Lager, und während ich den Dodo fütterte – der, wie ich feststellen musste, sehr an getrockneten Früchten hängt –, erhielt ich überraschende Neuigkeiten von der Wache: Eine Gruppe Reisender hatte sich unserem Lager angeschlossen. Sie wurden als Abenteurer beschrieben.

Meine Freude war grenzenlos, als sich herausstellte, dass diese Beschreibung zutraf. Es war eine bunt gemischte Truppe mit erstaunlichem Potenzial:

  • Marques, ein elfischer Ranger mit klaren, wachsamen Augen und einem Bogen, den er mit beeindruckender Präzision führt. Er scheint eine militärische Ausbildung genossen zu haben, was seine ruhige, kontrollierte Haltung verrät. Seine Fähigkeiten, sich in der Wildnis zu bewegen, könnten von unschätzbarem Wert sein.

  • Nayis, eine Tiefling-Dame mit zwei beeindruckenden Hornpaaren, die sie außergewöhnlich wirken lassen. Ich spüre in ihr eine schlummernde magische Kraft – heiß und lodernd, als würde sie nur auf den richtigen Moment warten, um freigesetzt zu werden. Sie ist keine Gelehrte oder Astralmagierin, doch das Potenzial, das sie in sich trägt, ist unverkennbar.

  • Eldion, ein rothaariger Halbling-Druide und ein Kind Elowens. Er strahlt ein ungezügeltes Chaos aus, das so gar nicht zu den typischen Vorstellungen eines Druiden passt. Dennoch ist seine Verbindung zur Naturmagie unbestreitbar, und seine Fähigkeit, sich in Tiere zu verwandeln, ist faszinierend – wenn auch oft Anlass für Späße, die nicht immer der göttlichen Intention Elowens entsprechen.

  • Mi, eine schweigsame Tabaxi-Dame, die aus der Azurblauen Dynastie zu stammen scheint. Ihre distanzierte Art und ihre ständig zusammengekniffenen Augen verleihen ihr eine Aura der Wachsamkeit. An ihrer Haltung erkenne ich jedoch, dass sie eine Kampfmönchin ist – ein wahres Meisterwerk an Körper- und Geistkontrolle.

  • Vezzin, ein Heragon-Barde, der an der Schule der Kreationen in Aurelius studiert hat. Musik war für mich stets nur Unterhaltung, doch Vezzin zeigte mir, wie Klänge magische Energien formen können. Seine Violine ist nicht nur ein Instrument, sondern ein Werkzeug, mit dem er die Welt beeinflusst.

  • Valka, eine Goliath-Barbarin mit ungewöhnlicher, menschlicher Hautfarbe. Ich vermute, dass sie ein Mischling ist, möglicherweise mit menschlichem Erbe. Sie stammt aus der Bleiche, doch ihre Begeisterung für die kleinen Dinge in unserer Kultur – wie Orangensaft oder Schafswolle – ist herzerwärmend. Trotz ihrer gewaltigen Stärke und eisernen Entschlossenheit scheint sie voller kindlicher Neugier auf die Welt.

Nach einem längeren Gespräch und einer ausgehandelten Vorauszahlung konnte ich sie überzeugen, mich zu den Ruinen zu begleiten. Diese Gruppe scheint perfekt geeignet zu sein, nicht nur die Goblins zu vertreiben, sondern auch die Geheimnisse der Ruinen zu entschlüsseln.

Ein zusätzlicher Vorteil: Eldion erwähnte, dass das Land, das am Ende der Welt abbrach und nun durch den Limbus schwebt, einst die Heimat seiner Vorfahren war. Ich habe ihm versprochen, dass wir nach einer Lösung suchen werden, während wir den Umweg zu den Ruinen machen. Vielleicht birgt dieser Ort nicht nur historische Erkenntnisse, sondern auch Antworten auf die brennenden Fragen der Gegenwart.

Ich fühle, dass unser Abenteuer gerade erst beginnt.

 


Seite 72 – Freunde und Geheimnisse

Datum: 19. Nebellicht 322 AE

Es ist nun über eine Woche vergangen, seit ich mit diesen Abenteurern reise, und ich muss gestehen, dass ich sie sehr ins Herz geschlossen habe. Jede Begegnung, jedes Gespräch und jede Tat hat mir gezeigt, dass diese Menschen – und Nicht-Menschen – eine bemerkenswerte Gruppe sind, deren pragmatische Herangehensweisen und vielfältige Perspektiven mich immer wieder erstaunen.

Ich bin nicht der Einzige, der diese Verbindung spürt: Selbst mein treuer Gefährte, der Dodo, hat sich gut in die Gruppe eingefügt. Er ist mittlerweile fast so etwas wie das Maskottchen unserer Reise geworden. Alle kümmern sich um ihn, selbst wenn sein liebenswerter Mangel an Verstand uns gelegentlich zum Lachen – oder zur Verzweiflung – bringt. Eldion, unser Druide, hat ihm sogar versucht beizubringen, etwas anderes als „Doooodooooo“ zu sagen, was wenig Erfolg hatte.

Während unserer Reise hat sich auch Nayis ein wenig geöffnet. Sie erzählte mir von ihrer ungewöhnlichen Kraftquelle – einem Gönner, der ihr diese Fähigkeiten verliehen hat. Es handelt sich dabei um einen Teufel, der in einer filigranen Armschiene verweilt, die sie stets trägt. Die Armschiene selbst ist ein wahres Meisterwerk: feingliedrig und kunstvoll gearbeitet, ganz klar das Werk eines erfahrenen Handwerkers – oder eines Magiers. Ich hatte mich schon früher gefragt, wie jemand, der in den rauen Exillanden der Drachenlande aufgewachsen ist, an solch ein Artefakt gekommen sein könnte.

Doch ihre Geschichte warf mehr Fragen auf, als sie beantwortete. Der Teufel, der in der Armschiene lebt, scheint ein Paktpartner zu sein, doch weder Nayis noch der Teufel selbst können sich vollständig an die Details erinnern. Diese Vergesslichkeit mag Teil des Pakts sein oder ein Fluch, der auf beiden lastet. Die Vorstellung, dass ein wahrhaftiger Teufel existiert – eine Kreatur aus den Legenden des Primus Malus, des Dämonenkönigs – ist gleichermaßen faszinierend wie beunruhigend.

Ich hoffe inständig, dass diese Macht keine Gefahr für uns wird. Doch ich kann nicht leugnen, dass ich neugierig bin, wie Nayis und dieser Teufel, den sie „Kaios“ nennt, miteinander agieren. Es scheint mir, als ob ihre Beziehung weit mehr ist als ein einfaches Bündnis. Da ist eine subtile Spannung zwischen ihnen, ein unausgesprochenes Band, das sich nicht so leicht greifen lässt.

Vielleicht werden wir in den kommenden Tagen mehr über dieses Rätsel erfahren. Ich bin mir sicher, dass unsere Reise noch viele Geheimnisse birgt – über Nayis, den Dodo und vielleicht sogar über mich selbst.

Tagebuch und Zauberbuch von Deren Brightmoore
Seite 75 – Am Ende der Welt

Datum: 26. Nebellicht 322 AE

Heute haben wir das Ende der Welt erreicht. Und es war genauso beeindruckend und unwirklich, wie man es sich vorstellt – wenn nicht sogar mehr. Die Landschaft hörte einfach auf, als hätte jemand die Welt mit einem Messer durchtrennt. Jenseits davon: ein scheinbar endloser Kosmos aus Sternen, schimmernden Nebeln und einem wogenden Wolkenbett, das ins Unendliche zu reichen schien.

Es war ein Anblick, der mich zutiefst bewegte. Diese Kulisse war von einer Schönheit, die fast schon magisch wirkte – und doch ging die Magie weit über das Wortwörtliche hinaus. Sie war etwas, das man spürte, das einen ergriff. Ich konnte nicht anders, als mich unglaublich klein zu fühlen. Alle Sorgen, Pläne, Fehler und Erfolge, die unser Leben definieren, schienen plötzlich so winzig und unbedeutend angesichts des Universums.

Doch für mich war es mehr als nur beängstigend. Es war inspirierend. Dieser Ort, dieser Riss, war ein lebender Beweis dafür, wie wenig wir wirklich über die Welt wissen. Wie viele Orte und Geheimnisse mögen noch existieren, verborgen in der Dunkelheit, wartend darauf, entdeckt zu werden? Dieser Gedanke beflügelt mich.

Ich überdenke sogar meine alte These, wonach das Meer die Magie Vaels mit sich brachte. Was, wenn die Magie schon immer am Rand der Welt strömte – und die Flut diesen uralten Strom in unsere Welt freigelegt hat? Mein Vater, Balthasar Brightmoore, würde sich vor Begeisterung überschlagen, wenn er das hier sehen könnte. Er hat an der Universität von Kupferhafen immer von solchen Dingen gesprochen: der Magie, die jenseits des Verstandes liegt, der Verbindung zwischen Welt und Kosmos. Ich wünschte, er wäre hier.

Ehrlich gesagt fühle ich mich schlecht, weil ich damals vor dem Riss so leichtfertig mit ihm gestritten habe. Es ging um eine Lappalie – wie so oft. Und doch hat es eine Distanz zwischen uns geschaffen, die ich jetzt bereue. Wenn ich zurück nach Kupferhafen komme, werde ich ihm alles erzählen. Von meinen Feldforschungen, den Ruinen, dem Ende der Welt. Vielleicht sehen wir uns dann wieder mit anderen Augen.

Eldion hat die Situation schwerer getroffen als mich. Seine Heimat – oder das, was davon übrig ist – schwebt jetzt irgendwo da draußen als eine fliegende Waldinsel. Ich konnte sehen, wie ihn dieser Gedanke mitnahm. Druiden wie Eldion sind tief mit der Erde verwurzelt. Die Vorstellung, dass sein Volk nun buchstäblich abgetrennt von der Welt lebt, muss ihn zutiefst erschüttern.

Ich habe versucht, ihn zu trösten. Walddruiden wie die seinen sind zäh und anpassungsfähig. Wenn irgendjemand in der Lage ist, sich auf einer fliegenden Insel selbst zu versorgen, dann sie. Eldion sprach von einem Urdruiden namens Malcom, der einst durch Portale zwischen Wäldern in der ganzen Welt reisen konnte. Vielleicht findet Eldion eines Tages eine Möglichkeit, diese Portale zu nutzen, um sein Volk zu erreichen – oder sogar zu retten.

Der Kosmos, den wir heute gesehen haben, hat mir gezeigt, wie bedeutend und gleichzeitig wie unbedeutend wir sind. Es liegt an uns, wie wir diese Bedeutung füllen. Eldion hat noch einen langen Weg vor sich, aber ich glaube an ihn. Und ich glaube daran, dass wir gemeinsam noch viele Geheimnisse dieser Welt ergründen können.


Seite 81 – Zwischenbericht: Goblinlager vor der Ruine

Datum: 28. Nebellicht 322 AE

Ein kleiner Zwischenstand zur aktuellen Situation: Unsere Heldengruppe hat es geschafft, einen Hinterhalt auf das Goblinlager vor der antiken Ruine erfolgreich durchzuführen. Die Taktik war präzise und effektiv, und es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir diesem Gebiet ein Stück weit mehr Sicherheit gebracht haben.

Doch unsere Arbeit ist noch lange nicht vorbei. Es scheint, dass einige Goblins sich bereits in die Ruinen zurückgezogen haben. Das bedeutet, dass wir keine Zeit verlieren dürfen. Wer weiß, welchen Schaden sie dort anrichten könnten – sei es durch Plünderungen, Zerstörungen oder gar durch das Auslösen von Fallen, die möglicherweise wichtige Informationen oder Artefakte unwiderruflich vernichten könnten.

Die Ruinen selbst haben mich schon jetzt in ihren Bann gezogen. Selbst von außen strahlen sie eine unbeschreibliche Aura aus – ein Gefühl von Geschichte, Wissen und vielleicht sogar Macht. Ich kann es kaum erwarten, tiefer in ihre Geheimnisse einzutauchen und alles zu dokumentieren. Jede Inschrift, jedes Artefakt, jede Spur vergangener Zivilisationen könnte uns etwas über die Magie und die Geschichte dieser Welt verraten.

Mein Ziel ist es nicht nur, diese Entdeckungen für die Nachwelt festzuhalten, sondern auch zu zeigen, dass Veränderungen wie die Rückkehr der Magie nicht zwangsläufig schlecht sein müssen. Ja, sie haben Chaos gebracht, und ja, viele Menschen fürchten sich davor. Aber Magie ist nicht nur Zerstörung. Sie ist auch Schöpfung, Entwicklung und Hoffnung.

Ich hoffe, dass diese Expedition dazu beiträgt, die positiven Seiten der Magie zu beleuchten. Wenn wir lernen, sie zu verstehen und verantwortungsvoll einzusetzen, kann sie uns helfen, uns weiterzuentwickeln – nicht nur als Individuen, sondern als gesamte Gesellschaft. Es ist meine Hoffnung, dass wir das Beste in uns zeigen können, auch in Zeiten des Wandels.

Doch bevor ich mich wieder in meinen Gedanken verliere, bleibt die unmittelbare Aufgabe klar: Wir müssen die Goblins aus der Ruine vertreiben und sicherstellen, dass dieser Ort intakt bleibt. Ich werde weiterhin alles dokumentieren und bin gespannt, welche Geheimnisse uns dort erwarten.

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